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  Entwicklung des Alfa 164      

  Alfa 164 ProCar      

  Alfa 164 Protéo      

Alfa 164 ProCar

Gebaut für eine Rennserie die es nie gegeben hat: Alfa Romeo 164 ProCar

Alfa Romeo 164 ProCar
Alfa Romeo 164 ProCar

Um die Geschichte dieses besonderen 164 auzuleuchten, muß man etwas weiter ausholen.

Im Hause Alfa Romeo hatte der Motorsport, sei es bei den Sportwagen, den Tourenwagen oder in der Formel 1, eine große Tradition.
Viel von der im Rennsport eingesetzten Technik - auch das war eine Tradition bei Alfa Romeo - floß dann irgendwann in die Serie.
Nachdem der Staatskonzern Alfa Romeo durch die Fiat Gruppe übernommen wurde, war Alfa Romeo nur noch für den Tourenwagensport zuständig.
Irgenwann war klar, Alfa Romoe hatte in der Tourenwagen WM 1987 mit den Alfa 75 Turbo relativ wenig Chancen. Daher wurde von der Konzernleitung der komplette Rückzug angeordnet. Die aus der ehemaligen Sportabteilung Auto Delta entstandene Alfa Corse, sollte sich statt dessen auf die von der FIA neu ausgeschriebene ProCar-Serie konzentrieren. Die ProCar-Serie wiederum war ein Kind des FOCA-Bosses Bernie Ecclestone, der in der Vergangenheit durch den Einsatz von Alfa Romeo Motoren in seinen Brabham-Formel 1 Boliden, beste Kontakte zu Alfa Romeo unterhielt. Diese ProCar-Fahrzeuge sollten in der neuen Gruppe "S" (S=Silhouette) homologiert werden und als Tourenwagen mit Fomel 1-Technik antreten. Bernie Ecclestone´s Ziel war es, in dieser neuen Rennserie möglichst viele Großserienhersteller anzuziehen - um hiermit vor allem neue Motorenhersteller für die Formel 1 zu gewinnen. Für die in der Gruppe "S" vorgeschriebenen Motoren galten nämlich die gleichen Eckdaten wie im damals geltenden Formel 1-Reglement festgeschrieben.

Gestripptes ProCar im Fotostudio

Gestripptes ProCar im Fotostudio

Auch die übrige Technik, Monocoque-Bauweise, Kohlefaser-Bremsscheiben und Mittelmotor als Saugmotor mit einem maximalen Hubraum von 3,5 Litern, entsprach dem "State of the Art" der Formel 1. Die Karosserie mußte der des entsprechenden Serienwagen möglichst ähnlich sein. Aerodynamische Hilfsmittel waren außer einem großen Heckflügel nicht zulässig. Alfa Romeo versuchte nun alle frei gewordenen Kapazitäten der Rennabteilung in diese neue "Formel" zu binden. So entstand in Zusammenarbeit mit dem britischen Formel 1 Rennstall Brabham (der sich zu dieser Zeit noch im Besitz von Bernie Ecclestone befand) das Alfa Romeo 164 ProCar. Die ganze Ausschreibung der Gruppe S führte aus mangelndem Interesse der anderen Hersteller jedoch niemals zur Austragung von Rennen oder sogar einer Meisterschaft.

Die Silhouette des Fahrzeuges entspricht komplett der des Alfa 164. Einziges Aerodynamisches Hilfsmittel war der "Riesenheckflügel" auf dem Kofferraumdeckel. Das Chassis entstand als Aluminium-Nomex-Honycomb Monocoque in Verbindung mit Kevlar und Kohlefaser. Die 164er Karrosserie war ebenfalls aus einem faserverstärkten Kunstoff mit Nomex, Kevlar und Kohelfaser hergestellt. Sie war in drei Teile geteilt: vorne bildeten Motorhaube und Kotflügel eine Einheit; hinten waren es das Dach ab B-Säule, die hinteren Türen, der Kofferraumdeckel und die hinteren Kotflügel); der mittlere Teil bestand aus dem Rest des Fahrzeuges mit Türen, Windschutzscheibe, A- und B-Säulen sowie dem vorderen Teil des Dachs. Vorder- und Hinterteil der Karosserie konnten komplett demontiert werden und waren nur mit den im Rennsport üblichen Schnellverschlüssen am Chassis fixiert.

Präsentation des Alfa Romeo 164 ProCar auf der Rennstrecke
Präsentation des Alfa Romeo 164 ProCar auf der Rennstrecke

Beide Türen entsprachen in Größe und Funktion, nicht aber im Material der Serie. Auch die Rückspiegel hatten Größe und Aussehen des Serienpendants. Selbst die Beleuchtung und die Stoßfänger sahen aus wie bei dem normalen Alfa 164.

Die Technik hatte es jedoch in sich. Die gesamte Bremsanlage entsprach dem Formel 1 Standart und wies unter anderem Monoblock-Bremssättel mit Mehrkolbentechnik und Kohlefaserbremsscheiben auf. Bei dem Motor handelte es sich um einen nach dem neuesten Formel 1-Regelement aufgebauten 73° V 10 Motor mit vier obenliegenden Nockenwellen und vier Ventilen pro Zylinder.

Technisches Meisterwerk: Der V10. Man beachte die Zahnriemen.....
Technisches Meisterwerk: Der V10. Man beachte die Zahnriemen.....

Der Motor war als Mittelmotor in das Chassis eingebaut und an ein dahinterliegendes Sechsgang-Getriebe (mit Rückwärtsgang) angeflanscht. Sowohl der Motor als auch das Getriebe waren als tragende Teile in das Chassis integriert.

Blick von hinten auf die Motor-Getriebeeinheit mit Querlenkeranbindungen.
Blick von hinten auf die Motor-Getriebeeinheit mit Querlenkeranbindungen.

Von der Firma Bosch kam das digitale Zünd-Einspritzsystem. Der Motor entwickelte eine Leistung, die über 600 PS lag. Diese hatten natürlich mit dem vorhandenen Leergewicht von 750 kg ein leichtes Spiel. Die Höchstgeschwindigkeit betrug ca. 340 km/h. Aus dem Stand waren 100 km/h in etwa 2 Sekunden erreicht. Verglichen damit war der Serien-164 mit seinem 3,0 Liter SOHC V6 und 192 PS - er erreichte die 100 km/h immerhin in 8,1 Sekunden und eine Spitzengeschwindigkeit von knapp 230 km/h - eine lahme Ente.

Der Serien-164-Kundige fühlt sich fast heimisch, nur etwas eng geht es zu....
Der Serien-164-Kundige fühlt sich fast heimisch, nur etwas eng geht es zu....

Alles beim 164 ProCar lag auf dem damaligen Formel 1 - Niveau. Auch der Preis. Man sprach von ca. 350.000 US-Dollar, die die Entwicklung und Produktion dieses Rennwagens gekostet haben soll. Damals (1987) eine Menge Geld! Die Endgeschwindigkeit des 164 ProCar war aufgrund der besseren Aerodynamik natürlich höher als die der Formel 1.

Die Rad- und Reifengrößen erreichten jedoch nicht die Größe der damaligen Formel 1.
Laut Reglement durften die maximale Reifenbreite je Fahrzeugseite (Summe aus Vorder- und Hinterrad) 24 Zoll nicht überschreiten. Beim 164 ProCar waren das vorne 9" x 17" und hinten 13,5" x 17".
Auf diesen Felgen waren profillose Rennreifen von Michelin in den Größen 23/66-17" vorne und 35/66-17" hinten verwendet.
Michelin hatte übrigens schon für die Testfahrten des ProCars einen Exklusivvertrag mit Alfa Romeo geschlossen. Wenn es zum Serienstart gekommen wäre, sicher ein großer Vorteil.....
Aufgrund des Verzichts auf jegliche optische Karosseriemodifikation gegenüber der Serie und der tief in den Radausschnitten sitzenden Rädern, hatte der 164 ProCar allerdings eher eine Ähnlichkeit mit den aus der amerikanischen Dragsterserie bekannten Funny-Cars - als mit einem Hochleistungs-Tourenwagen.

Dennoch hatte Alfa Romeos Rennabteilung Alfa Corse in Zusammenarbeit mit dem britischen Formel 1 Stall Brabham es geschafft, innerhalb kürzester Zeit eine ernst zunehmende Studie auf die Rennreifen zu stellen und dabei das neue Reglement mit einer bemerkenswerten Konsequenz umgesetzt. Leider gab es keinen anderen Hersteller der bereit war, das hohe Kosten- und Entwicklungsrisiko, ebenfalls ein solches Fahrzeug zu entwickeln, auf sich zu nehmen. Daher starb die ProCar-Serie schon bevor sie wirklich geboren wurde. Der Alfa 164 ProCar blieb das einzige Fahrzeug für diese Serie.

Alfa Romeo 164 ProCar
Alfa Romeo 164 ProCar

Alfa Romeo 164 ProCar
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Alfa Romeo 164 ProCar
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Alfa Romeo 164 ProCar
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Bei den Testfahrten die Alfa Romeo mit dem 164-ProCar unter anderem in Monza durchführte, muß es den Fahrern Angst- und Bange gewesen sein...
Da nach dem Reglement auf Abtrieb produzierendes Flügelwerk verzicht werden mußte, wurden zwar wahnsinnige Höchstgeschwinidigkeiten erreicht, aber der Geradeauslauf war wegen dem fehlenden Anpressdruck genauso abenteuerlich wie das Fahrverhalten in Kurven.

Alfa Romeo 164 ProCar
Alfa Romeo 164 ProCar

Hier noch eine Gegenüberstellung der technischen Daten vom Serien-164 und vom 164-ProCar:

  164 3,0 V6 164 ProCar
Motortyp 3,0 Liter Benzin 3,5 Liter Benzin
Zylinderzahl V 6 - 60° V 10 - 72°
Hubraum 2.959 cm³ 3.500 cm³
Bohrung x Hub 93 x 72,6mm kA
Leistung
PS @ U/min mit G-Kat:
184 @ 5.600
ohne G-Kat:
192 @ 5.600
ca. 600 @ 11.700
kW @ U/min mit G-Kat:
135 @ 5.600
ohne G-Kat:
141 @ 5.600
ca. 441 @ 11.700
Drehmoment
Nm @ U/min
261 @ 4.900 kA
Anzahl Nockenwelle 2 (SOHC)
1 je Zyl.-Bank
4 (DOHC)
2 je Zyl.-Bank
Anzahl
Ventile/Zylinder
2 4
Leergewicht 1.400 kg min. 750 kg
Maße
Länge 4.555 mm ca. 4.555 mm
Breite 1.760 mm ca. 1.760 mm
Höhe 1.390 mm ca. 1.390 mm
Tankinhalt 70 Liter 100 Liter
Fahrleistungen
Beschleunigung 0-100 kmh
8,1 sec
0-60 mp/h ~ 0-96 km/h
2,1 sec
Vmax 230 km/h ca. 340 km/h
bei 11.800 U/min
Antrieb FWD RWD
Getriebe
Manuell 5 V + 1 R 6 V + 1 R
Felgen-/Reifengröße (vorne) 6 x 15/ 195/60 15
bzw.
6 x 15/ 205/55 15
9 x 17/ 23/66-17
Felgen-/Reifengröße (hinten) 6 x 15/ 195/60 15
bzw.
6 x 15/ 205/55 15
13,5 x 17/ 35/66-17

Die Bilder entstammen von Alfa Romeo herausgegebenen Presseinformtionen und dem Fotoarchiv von Don Black

© alfa168 2010